Die Nymphe sah ihnen tonlos nach, wie sie gingen. Ihr Gesicht war immer noch erschrocken und zutiefst erschüttert. Doch ihre Stimme, die sich plötzlich in Lirineas Kopf meldete, klang anders. "Ihr seid kalt wie Eis, meine Dame... aber seid ihr das auch, wenn eure frostige Heimat bedroht wird?" Das Gefühl, einem hämischen Grinsen gegenüberzustehen durchflutete die Schneeelfe auf einmal, doch hinter sich hörte sie weiter die scheiternden Erklärungsversuche in abgehackten Stücken. "Aber... aber ich... ich bin wirklich ihre Cousine! So, so glaubt mir doch!" "Oder du wirst es bereuen, meine Liebe."
Lirinea blieb wie angewurzelt stehen. Die Stimme in ihrem Kopf war eiskalt und sie erkannte sie binnen weniger Millisekunden - es war jene aus dem Kampf mit den eisernen Kriegern. Ruckartig drehte sie sich zu der schwarzhaarigen Nixe um, die weiterhin flehte, als könne sie kein Wässerchen trügen. Mit eiskalten, stechenden Augen sah die Schnee-Elfe sie an . Niemand bedroht das in Eis und Stein gehauene Frigus-Stadt, Nekromantin ,knurrte sie in Gedanken bösartig.
"Die einzige und wichtigste Aufgabe ist es, glücklich zu leben."
Marcel versuchte erstmal, sich von der Wache zu befreien. "Ich kann auch selber gehen, ich hau schon nicht ab..." sagte er genervt, und konzentrierte sich nicht auf die Nixe. Er fragte sich, wieso Lirinea nach dem kurzen "Gespräch" trotzdem stehen blieb, wollten sie nicht zu dem Saal gehen, wo die anderen schon warten? "Lirinea? Ich dachte, wir hätten keine Zeit? Was ist den nun los?" fragte Marcel noch.
Nun war nur noch ein Untoter da, der zu allem Überfluss auch noch den Hexer angriff. sichtlich angestrengt und wütend rief er zu seinen Mitstreitern: "Ihr könnt mir auch ruhig helfen, ich will nicht immer alles aklleine machen müssen!" Warum hatte er sich nur mit solchen wahnsinnigen Nichtskönnern eingelassen? Doch die Antwort musste warten, da der Untote immer noch ein problem war...
Kevin versuchte nun das zweite Klappergestell mit einem weiteren Lautwasserzauber zu attackieren. Zuvor brachte er sich noch in die geeignete Position für seinen Angriff. "Macht euch keine Sorgen Herr Dunkelelf.Dieses Skelett wird auch vernichtet,genau wie das andere.",sagte Kevin zu dem Dunkelelf.Er hofft,dass sein Angriff gelingt.
Tränen bahnten sich bereits im Gesicht der Nymphe an, während sie weiter Lirinea zuredete, aber im Kopf wusste sie, dass die Schneeelfe nur der Telepathie zuhörte. "Entspann dich, Schätzchen, du musst mich nur zu deinen netten Freunden bringen und deiner so geliebten Stadt kann geholfen werden." Die Nymphe sah Marcel an "Bitte sagt ihr, edler Krieger, ihr, dass es wichtig ist! Bitte!! Ihr könnt die Kaisern der Flüsse fragen, sagt ihr, Demetra muss sie unbedingt sprechen, sie wird verstehen!!" "Vergiss unsere kleine Differenz zuvor, meine Liebe.", säuselte die Stimme in Lirineas Kopf, "Wenn ich sage, ich bin die Cousine der kleinen Leyara, dann stimmt das auch... nun, wählst du die Hoffnung oder das Verderben, meine süße Beraterin?"
Umnoras Feste, UG1, Folterkammer
Die Welle gab nun auch dem hartnäckigeren Untoten den verdienten Rest und kaum hatte es den Knochenmann zerlegt, stoppte die Musik abrupt. Seserem lag klatschnass unten in dem Loch, ein eingestürzter Kellerraum, der zu allen Seiten hin von den Felsen und Trümmern auf ein Minimum begrenzt war. Unter Seserems Leib war ein großer, dunkler Fleck, beinahe schon schwarz. Als die beiden zu ihm herunterguckten, schlug der Buchhändler die Augen auf. "Was... hoppla, ich muss kurz ohnmächtig gewesen sein... Na schönen Dank auch, Ke-" Er brach ab, seine Augen weiteten sich und blitzschnell erhob er sich, um sich gleich wieder auf die Knie fallen zu lassen und etwas vom Boden aufzuheben. Er stieß einen freudigen Schrei aus und hob ein zerfleddertes Buch hoch, die Beschläge waren leicht eingedellt, die Seiten dunkel verfärbt, aber Seserem schien das nicht zu interessieren. "Das Buch der dunklen Künste, Umnoras einzig erhaltenes Werk und das wohl gefährlichste Stück Literatur auf der ganzen Erdscheibe... und endlich hab ich es wieder!" Aber dann stutzte der Händler, er fuhr mit dem Finger über den dunklen Fleck, Körner blieben an seinem Finger und er zerrieb sie. "Nanu... ist das etwa... Blut?", fragte er sich selbst. "... Es ist schon so eingetrocknet, wie lange kann das her sein, dass sich hier jemand verletzt hat? Aber..." Seserem schrie erschrocken. "D- der Edelstein! Der Edelstein, er fehlt!!" Hysterisch deutete er auf den Einband des Buches. In der Mitte schienen die Beschläge etwas gehalten zu haben, ovalförmig vermutlich. "Ahh, Dämonengift und Dunkelelfenzauber noch mal! ... Oh, Verzeihung, nichts für ungut - wo ist der Rubin?!" Er suchte den ganzen Boden des Loches ab, fand aber nichts. Nur einen kleinen Schlüssel... Er hievte sich erstaunlich schnell nach oben und war voller Tatendrang. Er rannte bereits zur Treppe zurück. "Los, wir suchen weiter!! Er muss irgendwo hier sein!! Na los, los, los, oder ich drehe den Raum ohne euch weiter, dann könnt ihr sehen, was ihr davon habt! Macht schon!!" Er drängte noch mehr als sonst, schien wie von Sinnen und hielt verkrampft das Buch an sich gepresst.
Wütend knirschte die Schnee-Elfe mit den Zähnen. Diese verfluchte Nixe hatte sie völlig in der Hand und dieser Zustand gefiel Lirinea ganz und gar nicht, ebenso die überlegene Art, mit der sie mit ihr sprach. Aber momentan hatte sie wirklich keine andere Wahl, als dieser diabolischen Person Folge zu leisten - nur durch ihren Stolz durfte sie nicht ganz Frigus-Stadt in Gefahr bringen. Also atmete sie einmal tief durch und schloss die Augen. "Es genügt.", sagte sie. "Ich werde Euch zum Versammlungsraum führen, folgt mir." Ohne sich noch einmal umzudrehen, setzte sie ihren Weg fort, ignorierte den völlig irritierenden Blick der Wache neben ihr. Ich schwöre dir, elende Nekromantin, du wirst den Tag verfluchen, an dem du dir eine Schnee-Elfe zum Feind gemacht hast
"Die einzige und wichtigste Aufgabe ist es, glücklich zu leben."
Kevin rannte Seserem hinterher,während er seinen Stab zurücksteckte. "Tut mir leid,dass mein Angriff vorhin euch versehentlich getroffen hatte.",entschuldigt Kevin. Er fügte noch hinzu:"Ich bin gespannt,ob wir den Rubin wirklich finden.Bestimmt wird dieser auch von Monstern bewacht.Außerdem frage ich mich,wer dieses Flötenspiel gemacht hatte,dass sogar tote Monster wieder erweckt." Er ist auf die Reaktion seiner Gefährten gespannt.
"Oh man... Wieso gab Lirinea nach? Naja... Irgendetwas ist mit der Nixe etwas faul, ich weiß nicht wieso, aber ich spüre es... Aber das wird nicht mein Problem sein, nach dem Gespräch hab ich sicherlich endlich Ruhe, und der Nixe möcht ich nicht helfen, sie hat mich davor ja auch ignoriert..." dachte sich Marcel. "Dann war das davor sicherlich nur eine Einbildung, als ich die Nixe traff..." dachte er sich noch, weil er nicht mehr diese Stimme im Kopf gehört hatte und ging weiter.
+"Das ist also das ominöse Buch, das ihr sucht. Und offenbar fehlt ein wichtiger Teil... Welch ein Jammer... Man denkt, man hat was man will und dann ist es kaputt... Tragisch, tragisch." grinste der Dunkelelf. Doch eine Antwort blieb aus, da Seserem losrannte. Sportlichkeit war nicht gerade ein Attribut von Magiern und so ging ihm schnell die Puste aus. "Der Rubin.... er wird nicht hier sein..." keuchte er. "Wenn das wahr ist... was... erzählt wird... dann hat ihn... jemand an... sich genommen... Ich glaub ich brauch ne Pause..."
"Oh danke, habt tausendfachen Dank, meine Dame!", bedankte sich die Nymphe und verbeugte sich tief. Während sie den anderen folgte und niemand hinsah, schlich sich ein bösartiges Grinsen auf ihr Gesicht. Das lief ja wie am Schnürchen!
Schloss von Ardsted, Versammlungsraum
"Das hat ja gedauert!", bemerkte der Minister ungehalten, putzte aber kurz seinen Zwicker, als er die Nymphe bemerkte, die mit in das Zimmer trat. Die Kaiserin der Flüsse sah zur Tür und auch ihr sah man die Verwunderung an. "Aber..." "Oh, werte Cousine, sei gegrüßt!" "D- Demetra?", stammelte die Nymphe. Pheast sah Lirinea irritiert an. Wo hatte sie denn jetzt noch eine Cousine der Kaiserin der Flüsse aufgetrieben? Diese hatte Freudentränen in den Augen, erinnerte sich aber schnell wieder an ihren eigentlichen Grund des Erscheinens, nach dem König Gustere auch sofort bat. "Bitte, was will sie hier? Die Herrschaften und Wir befinden uns mitten in einer Sitzung!" "Es... es ist schrecklich!! Melsdar ist angegriffen worden!!" Alle wandten sich ihr augenblicklich zu, sogar Buchhold war außer Fassung. "Melsdar?! Angegriffen? Von wem?!", fragte der Elf aufgelöst. Demetra zitterte, bevor sie die Nachricht, die eine tiefe Stille nach sich zog, in den Raum schrie "Es war... HEXENMEISTER MARIUS!!" Pheast fiel fast vom Stuhl, Borgos stand von seinem Stuhl auf und auch Buchhold erhob sich und schlug die Hände auf den Tisch. "Majestät! Glaubt ihr dieser vorlauten Nymphe etwa?!" Gustere sah schockiert aus und überlegte fieberhaft. "Nein, bitte...", murmelte die Kaiserin der Flüsse Leyara, "Ihr... ihr könnt ihr vertrauen." Mit unwohlem Blick schaute sie zu Demetra, die immer noch verstört wirkte, innerlich aber sicher unendliche ruhig war. In Lirineas Kopf ertönte ihr fieses Lachen. "Das hast du gut gemacht, Schneeelfchen. Bist du überrascht? Ja? ... Oh, bevor du schimpfst, schelte lieber sich selbst. Ich habe nie ausdrücklich gesagt, dass gerade dein schönes Frigus betroffen ist." Der Minister versuchte, die Situation wieder unter Kontrolle zu bekommen "Meine Damen und Herren, lasset uns wieder zur Ruhe kommen! Ein überstürztes Handeln wäre unser Untergang, wir dürfen nicht wieder voreilig sein!!" "Was sollen wir tun?!", fragte Buchhold wütend, "Reden statt Taten zu vollbringen wird Melsdar nicht helfen! Wir müssen sofort Truppen nach Melsdar schicken und ihnen helfen!" Pheast stand auf und ging zu Lirinea, Marcel und Demetra. Nacheinander verfielen alle im Saal in lautstarke Diskussionen. "Lirinea, was sollen wir nun tun? Marcel, wo warst du überhaupt?!", stellte er die beiden zur Rede.
Umnoras Feste, UG1, Halle
Seserem wollte nicht glauben, dass der Rubin weg war. Nachdem er mit Kevin und Drak'tul wieder in dem Kreisraum die Treppe verschoben hatten, öffnete er die große Tür, die ihnen vorher den Weg versperrt hatte. Die Halle setzte sich nicht lange fort und schon standen sie wieder vor massiver Wand. Doch in diese war Text eingemeiselt und darunter stand ein durchgezogenes Pentagramm hervor. In der Mitte befand sich jedoch ein kleiner Kreis und an den vier unten Zacken des Sterns Halbkreise, die an dem eingeschlossenen Fünfeck aufhörten.
Der Rat der dreizehn Hexer hat sein Zeichen. Alle Nekromanten gemeinsam haben das ihre. Doch, wie macht man aus dem anderen das eine?
las Seserem die Inschrift vor. Ein Zeichen der dreizehn Hexer? Da war doch was... er hatte es vorhin sogar noch gesehen, oder? Was war es noch mal?
"Hmm,wirklich seltsam diese Inschrift.Ich frage mich,was das zu bedeuten hat.Bestimmt ein Hinweis für die anderen Hexer,falls sie in diese Ruinen zurückkehren,um den Weg zu öffnen.Wir sollten unsere vielleicht unsere Köpfe zusammen stecken und überlegen,wie wir hier weiterkommen.Bestimmt fällt uns dann eine Lösung an.",schlug Kevin vor. Er setzte sich hin und überlegte schon mal,wie sie weiterkommen könnten.
"Ich wollte etwas untersuchen, es tut mir leid, das ich den Befehl missachtet habe..." entschuldigte er sich und fragte danach: "Wieso sollte ich überhaupt hierhin kommen?". "Sag bitte nicht, das es noch mehr arbeit gibt..." dachte er sich und hoffte auch, das er mal ne Pause machen konnte.
Während die Gruppe den Raum betrat, beobachtete Lirinea sehr genau die Reaktionen der anderen auf die Nymphe - insbesondere die Reaktion der Kaiserin der Flüsse. Die Gesichtszüge des Oberhaupts der Nymphe entgleisten ihr, für den Bruchteil einer Sekunde, das zögernde Aber tat seinen Rest dazu. Wie es aussah, hatte diese Nekromantin nicht nur sie unter Kontrolle gebracht und die Tatsache, dass sie eine Königin in ihrer 'Gewalt' hatte, verschlimmerte ihre Situation um einiges. Die Schwarzhaarige fuhr nun mit einer ganz anderen Geschichte auf, die den gesamten Saal in Entsetzen stürzte - Melsdar, angegriffen von dem tot geglaubten Hexenmeister Marius! Die Augen der Schnee-Elfe verwandelten sich in konzentrierte Schlitze, als sie die daraus folgende, hitzige Diskussion beobachtete und den Worten in ihrem Kopf lauschte. Ganz gleich, ob Melsdar wirklich angegriffen wurde oder nicht - diese Situation gefiel Lirinea ganz und gar nicht. Es war offensichtlich, dass die Nekromantin sie in eine Falle locken wollte. Das Problem war nur... Wie schlage ich meinen Gegner, wenn er meine Gedanken kennt? Sie musste sich irgendetwas einfallen lassen. Ihr Blick glitt zur Kaiserin der Flüsse, sie mussten sich Blickkontakt verschaffen, vielleicht konnte sie der Adligen ihr Mitwissen irgendwie übermitteln und - "Lirinea, was sollen wir nun tun? Marcel, wo warst du überhaupt?!" Ein völlig aufgewühlter und hiflos erscheinender König Pheast stand vor ihr. Richtig, der Gute hatte ja keine Ahnung, genauso wenig wie das Menschlein. Nachdem der Mensch sich bei dem König entschuldigt hatte (und was Lirinea von der Art, wie er Ihre Hoheit ansprach, hielt, ließ sie angesichts der Probleme lieber aus), wandt sich die Beraterin an den König. "Wir sollten warten, bis sich die Aufregung wieder legt und dann mit kühlem Kopf Entscheidungen fällen.", sagte sie zu dem König. "Auf keinen Fall sollten wir eine Armee in unsichere Gefilde schicken." Vielleicht kann ich so verhindern, dass wir blind in die Falle tappen
"Die einzige und wichtigste Aufgabe ist es, glücklich zu leben."
Immer unruhiger wurde es im Saal, Demetra sah die Versammelten drängend an. "B- Bitte, ihr müsst Melsdar dringend helfen!!", rief sie, aber es ging nur unter in den ausgiebigen Diskussionen unter den Patres Conscripti. Pheast sah die anderen mit tiefen Zweifeln an, wie sie so das Problem lösen wollten. "Mo-mo-moment mal!", bremste der Schneelf Marcel, "Immer langsam! Was wolltest du untersuchen?" Er strengte sich an, ruhig zu bleiben, während Demetra zu Leyara rannte, die immer noch am überraschsten wirkte. Sie fielen einander in die Arme und Demetra schluchzte ergreifend. Der Minister machte durch ein Räuspern wieder auf sich und den König aufmerksam, der gebieterisch beschloss "Da alle Versammelten vermutlich noch einmal ihre Adjutanten konsultieren möchten, schlagen Wir eine kurze Unterbrechung vor. Jene können sich in den Räumen neben dem Versammlungssaal zurückziehen, der Minister wird diese alle dann holen, sobald es weiter gehen möge." Sehr schnell lehrte sich der Saal, auch Pheast entschwand mit Lirinea und Marcel in einen Nebenraum, um ungestört zu sein.
Schloss von Ardsted, Nebenraum
"So... nun sollten wir kurz etwas Ruhe haben...", seufzte Pheast erleichtert, sah die beiden dann aber streng - ein Gesichtsausdruck, den er wirklich nicht oft aufsetzte - an. "Nun... erstmal Marcel, was war das nun, was du untersuchen musstest? Und Lirinea, erkläre mir, wie das so plötzlich kam!"
Umnoras Feste, UG1, Halle
"Ah, es fällt mir wieder ein!", jauchzte Seserem und schlug das Buch auf. Gleich auf der ersten Seite war es groß... das Dreiauge, bestehend aus einem normalen Augenpaar und einem weiteren Augapfel dazwischen. "Wir besitzen das dritte Auge, das die verborgene Kunst sieht.", las Seserem den Text unter dem Zeichen vor und blickte danach auf das seltsam ergänzte Pentagramm. "So, und wie machen wir daraus bitte jetzt das Dreiauge?"
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