Die Schnee-Elfe sah schon ihr Leben an sich vorbeiziehen, als der Fremde ihr zur Hilfe eilte. Gezielt setzte er ihren Henker außer Gefecht, was die Frau mit dem blauen Haar erst einmal tief ausatmen ließ. Dann bedrohte er den Krieger, der sie nach wie vor fest umklammert hielt. Sie erkannte nun auch, dass der Fremde keineswegs ein Mitglied der königlichen Garde war, vielmehr zeigte sich ihr die Gestalt eines kleinen, blutjungen Menschleins mit einem Schwert in den Händen. Schlagartig wurde ihr gar nicht wohl bei dem Gedanken, zwischen zwei Gegnern zu stehen, die einander mit dem Tod bedrohten und sich der Tatsache bewusst zu sein, dass ihr eigenes Leben von einem Mensch verteidigt wurde.
"Die einzige und wichtigste Aufgabe ist es, glücklich zu leben."
Kevin dachte sich: "Uff.....,das kann ja noch was werden." Denoch griff er zu seinem Stab,um ihn als Spazierstock zu verwenden. Er folgte den anderen beiden ohne groß darüber nachzudenken. "Macht euch keine Gedanken Seserem. Ich habe das Gefühl,dass dieser Dunkelelf sich bei dieser Sache noch als nützlich erweisen.", sagte Kevin zu Seserem. Er ist bereit los zu gehen.
Marcel konnte den Angreifer erfolgreich zurückschlagen, danach wurde dieser auf den anderen geworfen, doch bevor sie sich aufgerappelt hatten, war der junge Mann schon zu Lirinea geeilt. Er kam grade noch rechtzeitig, um den Krieger abzuhalten, sein Schwert riss eine tiefe Kerbe in die dicke Rüstung und im nächsten Moment schnitt das Schwert durch den Angreifer, als wäre er aus Butter... oder Luft, denn da war kein bisschen Widerstand. Scheppernd brach die leere Rüstung in sich zusammen und zerfiel zu dunklem Staub. Der andere Panzer hatte das natürlich mitbekommen und wollte seinen Kameraden rächen. Er schubste Lirinea unsanft zur Seite, wo die anderen beiden auch schon hinter der Kutsche hervorkamen, um die Frau abermals anzugreifen, während die verbliebene Rüstung mit einem starken Hieb nach Marcel schlug, der nicht mal hätte ausweichen können, denn plötzlich wurden seine Füße festgehalten - dicke Ranken waren aus der Erde gebrochen und umschlangen Marcels Füße. Er musste einen Treffer an der linken Schulter einstecken und der Gegner aus Metall hob erneut seine Klinge, um ihn anzugreifen...
Horizontberg, Umnoras Feste
Seserem hatte den ganzen Weg durch den Canyon geschwiegen, er war noch immer wütend. Wehe, wenn er diesen ganzen Ausflug umsonst gemacht hätte! Sein schönes kostbares Buch, hoffentlich hatte kein herabfallender Stein es zermalmt! Noch immer lag eine mythische Aura über dem Horizontsberg, dessen Reste sich jenseits der langen Hängebrücke vor den dreien erhoben. Ein alter, gepflasteter Weg führte zu dem halb verschütteten Eingang der Ruine. Seserem stutzte. Als er mit angesehen hatte, wie die Festung in sich zusammen gebrochen wär, hätte er schwören können, dass die Brocken sich komplett vor den Eingang geschoben hätten, und er sie nun von seinen Begleitern beiseite räumen lassen müsse. Ach was, das war schon viele Monate her, nur ein kleines Detail, das er sich falsch eingeprägt hatte! Sie passierten ein kreisrundes Mosaik mit einem Augenpaar und einem dritten Augapfel zwischen den beiden. Das alte Zeichen Umnoras und ihrer Anhänger, es verbarg sich auch auf den wenigen Seiten, die Seserem gewagt hatte, in dem Buch der dunklen Künste zu lesen. "Ich hoffe mal, ihr seid bereit, wir werden sicher nicht nach fünf Minuten schon wieder draußen sein!", sprach Seserem zu Kevin und dem Dunkelelfen, bevor er mit ihnen die Burg betrat.
Umnoras Feste, Thronhalle
Schon der erste Raum, die große Eingangshalle, sah sehr mitgenommen aus. Die Treppen nach oben und unten waren verschüttet, die Wände teilweise eingestürzt und vereinzelt säumten schwere Brocken den zerrissenen, dreckigen Teppich, der zum eigentlichen Thronsaal führte. Auch dort hatte der Einsturz seine Spuren hinterlassen, die Hälfte des ganzen Saales war mit Erde blockiert, so schnell endete bereits der gewöhnliche Weg... doch Seserem und den anderen entging natürlich nicht das große Loch, das im Boden klaffte und in ein Gewölbe unter dem Throonsaal führte. "Tja, dann steigen wir doch mal da runter, oder hat jemand von euch was dagegen?"
"Nun, ich denke wir werden ein paar zusätzliche Augen brauchen." meinte der Dunkelelf, griff nach seinem Magierstab und konzentrierte sich auf das Ende des Stabes, eine Kugel aus einem lila Kristall, die von einer Knochenklaue gehalten wurde. Ihr Seelen der Vedammten, Abtrünnige eures Lebens, dienet eurem Meister und zeiget uns, was dem Auge verborgen ist! Der Kristall begann zu leuchten, ein geisterhaftes Heulen durchdrang den Raum und der Hexer grinste zufrieden. Er genoß es, wenn er Tote noch an das Erdenreich binden konnte, gerade wenn es solche Aufgaben waren. Das Heuzlen wurde schwächer, erlosch jedoch nicht. Den Kristall umschwirrten dabei mysteriöse lila Fäden, die sich einige Meter von dem Hexer entfernten und dann heulend zurückkamen... "Okay, ich bin bereit. Lasset uns schauen, was man hier noch so alles hohlen kann." erklärte er kalt und wartete darauf das die anderen Wesen vorangingen.
"Was soll das?! Ich möchte hier keine Wurzeln Schlagen!" fluchte Marcel, als er die Ranken nach dem Angriff bemerkte, und konzentrierte sich danach auf die Verteidigung. Marcel hatte keine Lust, erneut einen Treffer einzustecken, und versuchte, die Gegnerrische Klinge mit einem horizontalen Hieb abzuwehren. Wenn er nach dem Angriff noch kurz Zeit hätte, würde er versuchen, die Ranken mit seinem Schwert zu zerhacken.
Abermals überschlugen sich die Ereignisse und ehe sich die Schnee-Elfe versah, war die Pattsituation schon wieder aufgelöst, sie wurde fortgeschleudert und zwei weitere Krieger erschienen, um sich ihrer anzunehmen. Es machte ihr Angst, weil sie gesehen hatte, woraus diese Kerle bestanden - und zwar ganz offensichtlich aus nichts! Sie kämpften gegen todbringende, leere Hüllen. Lirinea hoffte, dass Ihre Hoheit in der Kutsche immer noch in Sicherheit war, das Leben Pheasts hatte höchste Priorität! Sie baute mit ihren magischen Kräften eine Mauer aus Eis zwischen ihr und den Kriegern auf, die ihr etwas Zeit geben sollte. Sie wusste, dass sie allein diesen Kampf niemals gewinnen würde - sie war nicht darauf trainiert, ihre Magie im Kampf einzusetzen und jetzt schon nagte die Erschöpfung stark an ihr. Ihre einzige Chance bestand darin, dass sie die Aufmerksamkeit von sich selbst und dem König lenken konnte, möglicherweise auf diesen Menschen, der nun, wie sie sah, ebenfalls mit den Ranken zu kämpfen hatte, die ihre Kutschreifen umschlungen hatten. Sie versuchte einen großflächigen Wasserzauber unter ihm zu beschwören - Wurzeln waren Pflanzen, wenn sie das Erdreich unter ihnen in einen Sumpf verwandeln würden, konnten sie nur schwer Halt finden. Wieder etwas, was ihnen Zeit schenken konnte.
"Die einzige und wichtigste Aufgabe ist es, glücklich zu leben."
Der Stahlpanzer stolperte zurück bei Marcels Gegenwehr und schon hatte er eine der Wuzrzeln zerschnitten. Aber Zeit für mehr hatte er nicht, die leere Rüstung setzte wieder an. Glücklicherweise half Lirinea, mit einem Mal wurde der Boden nachlässig, die Ranken konnten sich nicht mehr gut an dem nun glitschigen Bein des jungen Kerles festhalten. Der Schlag seines Gegners ging ins Leere, Marcel war wieder frei. Und mitten in Lirineas Konzentration, um gleichzeitig die eisige Wolke um die Kutsche aufrechtzuerhalten und noch eine Mauer vor ihren Angreifern zu erreichten, riss eine plötzliche Stimme sie aus dieser "Oh, eine kleine Wassermagieren verwöhnt meine Pflänzchen etwas? Wie reizend..." Die Stimme schien aus keiner wirklichen Richtung zu kommen, sie war einfach da. Aber viel Zeit, um darüber nachzudenken, ließen die Ranken der Schneeelfe nicht, mit einem Mal saugten sie das Wasser gierig auf, wuchsen in Rekordzeit und ein nasser Pflanzenstengel peitschte der Beraterin ins Gesicht. Aber genauso schnell verdorrten die Gewächse plötzlich und schienen vollkommen tot - ganz anders als die drei Rüstungen. Diese hatten Marcel und Lirinea schon wieder anvisiert, als einer sich urplötzlich in einem Eisklumpen wiederfand. Pheast hatte von der Kutsche aus eingegriffen, seine Eismagie war ebenfalls nicht zu verachten. "Schnell, erledigt ihn, bevor er sich befreien kann!", rief der Prätor den beiden zu.
Umnoras Feste, UG1, Kerker
Seserem hatte nicht lange gefackelt, bevor er mit seinen zwei Helfern in das Loch geklettert war. Schon fanden sie sich im alten Kerker wieder, dessen Wand mit Zellen besetzt war. Auch hier lag eine Menge Schutt, dafür schienen die vier Türen gegenüber den Zellen noch heile. Die letzte von links allerdings hatte auch noch ein dickes Schloss, dass genauso wenig hinüber aussah. Seserem seufzte, die Qual der Wahl. "Nun, welche Tür sollen wir zuerst abklappern?"
Erschrocken sah die Elfe um sich, um herauszufinden, woher diese merkwürdige Stimme kam. Sie klang nicht weniger schauderhaft, als die Flötenmusik, die sie immer noch umgab. Bevor sie allerdings zu einem Schluss kommen konnte, schossen die nun wesentlich größeren und fetteren Ranken auf ihr Gesicht zu und hinterließen einen roten, brennenden Streifen darauf. Lirinea schrie vor Schmerz auf und stolperte zurück und in diesem fatalen Moment ihrer Unkonzentriertheit erloschen gleichzeitig der Eiszauber um die Kutsche, sowie die Wand aus Eis, die sie vor ihren Angreifern geschützt hatten. Sofort ergriffen die Krieger die Initiative und die blauhaarige Beraterin hatte kaum Zeit, wieder einen klaren Kopf zu gewinnen, da erstarrte schon einer von ihnen zu Eis. Ihr Blick flog zu der Kutsche - König Pheast. "Ja, Majestät!", antwortete sie laut und konzentrierte sich darauf, die Eisschicht dicker zu machen, damit der Schwertkämpfer ihn mit einem Schlag zersplittern lassen konnte.
"Die einzige und wichtigste Aufgabe ist es, glücklich zu leben."
Marcel hörte eine Stimme, und fragte sich, woher diese Stimme kam, und ob diese Person diese "Blechdosen" kontrolliert, aber er sah keine weitere Personen, und konzentrierte sich mal wieder auf die restlichen Rüstungen, aber er sah erstmal zu der Magierin hinüber. "Naja... ich sollte mich mal nach dem Kampf bei ihr bedanken, das sie mir geholfen hat.." dachte sich Marcel, der nach der Befreiung erleichtert war und sah dann zu der Rüstung, der momentan Eis am Stiel.. naja... eher nur vereist war. "Ich glaub, die Karotte für den Schneeman fehlt noch..." sagte Marcel aus Spass, und versuchte, mit seinem Schwert die Eishülle und den Helm von der Rüstung zu durchbohren.
Ein Schlag und eine Rüstung weniger, das Eis zersplitterte und das Metall verwandelte sich in vom Winde verwehten Dreck. Nun waren nur noch zwei Krieger übrig, die jedoch regungslos waren. "Ich sehe, wir haben hier einen Spaßvogel...", stellte die Stimme aus dem Nichts fest, während eine Ranke Marcel wieder packte, diesmal jedoch am Kopf. "... dann ergreife ich die Gelegenheit doch gleich mal beim Schopfe!" Marcel durchzockte auf einmal eine Schwächewelle, über die Ranke lief eine verdorrte Stelle, während sofort wieder das Grün in die Spitze des Gewächs sprang, bevor sie wieder von dem tot wirkenden Braun-schwarz abgelöst wurde. Und mit jedem durchwandernden Balken verließ Marcel etwas Kraft. Währenddessen beschleunigte die Musik, die beiden Panzer bewegten sich wieder und stürmten auf Lirinea zu. "Bald könnt ihr euch die Wurzeln meiner schönen Gewächse von unten ansehen...", säuselte die Stimme derweil.
"Diese Ranke... raubt meine Kraft..." dachte sich Marcel, und versuchte die Ranke mit einem mehrmaligen vertikalen Hieb anzugreifen, da er sich schnell davon befreien musste, bevor seine gesamte Energie leer gesaugt wird, und die anderen musste er auch noch helfen... "Verschwinde du Unkraut!" sagte er noch, bevor er versucht die Ranke zu erledigen.
"Wenn ich einen Vorschlag machen dürfte der Herr,würde ich die erste Tür nehmen! Könnte gut möglich sein,dass wir Glück haben und da schon einen Hinweis auf euer Buch finden.",schlug Kevin vor. Mit seinem Stab klopfte er vorsichtig an die Tür, um sicher zu gehen,dass er keine Falle auslöst.
"Hm... das scheint mir wohl der einfachst Weg zu sein.", stimmte Seserem zu und ging zu der Pforte. Es schien sicher zu sein, es war nur ein dumpfes Klopfen zu Hören, als Kevin die Tür auf Fallen untersuchte. Das kleine Zimmer dahinter war wohl eine Wachunterkunft gewesen, die paar Holzreste erinnerten an einen Tisch und ein unbequemes Bett, die jetzt beide sowohl verfault, als auch zetrümmert waren. Zwischen den Trümmern der Decke fand Kevin dann einen unscheinbaren, kleinen Schlüssel. "Wie sieht es aus, hast du etwas gefunden?", fragte Seserem, der woanders im Staub wühlte, aber nichts finden konnte.
Diese ganzen Ereignisse waren wirklich zu viel für die Beraterin - sie war nicht dazu geschaffen, auf dem Schlachtfeld zu bestehen, das hatte sie schon immer gewusst. Ihre Welt waren die trockenen Diskussionen auf dem Papier, keine blutigen Auseinandersetzungen! Kurz wurde ihr schwindelig vor Augen und hätte sie nicht so eine immense Beständigkeit und Treue in sich, wäre sie wahrscheinlich umgekippt. Aber das konnte sie sich nicht erlauben, sie hatte einen Eid geschworen, dem König zu dienen und diesen Eid hatte sie nicht vor zu brechen! Sie schwankte noch einen gefährlichen Moment und hatte dann nur eine Millisekunde Zeit, um sich vor den Angriffen der beiden Krieger in Sicherheit zu bringen - es musste Reflex gewesen sein, der Instinkt zu überleben, anders konnte sie sich diese Geistesgegenwärtigkeit, die ihr den Kopf gerettet hatte, nicht erklären. Mit raschem Blick erfasste Lirinea die Situation und versuchte mit kühlem, schnellen Nachdenken auf eine Lösung zu kommen. Stell es dir als diplomatisches Problem vor Gut. Zwei Politiker, unwillens ihre Meinung aufzugeben, ihr Land in Schwierigkeiten zu bringen. Ein Fremdling, der ihr Hilfe anbot, wenn sie ihm in einer anderen Sache half, aber aus einem anderen Land stammte. Ihr König, der von ihrer Entscheidung als Bürokratin abhängig war. Fazit: Sie musste die Hilfe des Fremdlings annehmen, um die feindlich gesinnten Politiker zu vertreiben - sie musste dem Fremdling ja keine Treue schwören. Die Schnee-Elfe erfasste diese Fakten in nur wenigen Sekunden, solcherlei Gedankengut war sie gewöhnt und handelte dann schnell und kompromislos genau nach ihren Vorgaben. Punkt eins, Hilfe für den Fremden: Bevor diese merkwürdigen Ranken ihn gänzlich ausgesaugt hatten, beschoss Lirinea sie mit einem Eiszauber. Zwar würde der auch dem Schwertkämpfer eine kalte Nase verpassen, aber mehr war es auch nicht.
"Die einzige und wichtigste Aufgabe ist es, glücklich zu leben."
"In der Tat,dass habe ich Seserem.Diesen Schlüssel habe ich gefunden.Vielleicht hilft dieser ja uns weiter bei der Suche nach eurem Buch.",antwortete Kevin auf die Frage. Er gab Seserem den Schlüssel.Kevin ist gespannt,was es in den anderen Räumen so zu finden gibt.
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